QUADRAT Eine durchaus subjektive Betrachtung

Abstrak­tion

Die Abstrakte Kunst ist ein endloses, vielfältiges, ein wunderbares Universum, das seit rund 100 Jahren in stetiger Ausdehnung begriffen ist. Auf der Suche nach dem besonderen Wesen des Quadrates erscheint mir die Beschäftigung damit jedoch wenig zielführend, weil das Quadrat dort überwiegend als geometrisches Objekt, als Ikone Verwendung findet. Nicht zuletzt wegen seine starken symbolischen, ja sogar spirituellen Aufladung. In vielen Mythologien steht das Quadrat für die Erde, auf der wir stehen. Für Stabilität, ich möchte ergänzen für Unangreifbarkeit. Die kunsthistorische Literatur habe ich daher weitgehend gemieden. Außerdem erschwert die für mein Empfinden inflationäre Ausdifferenzierung der Modernen Kunst die Verallgemeinerung, das Destillieren der grundlegenden Natur des Quadrates mehr, als dass es sie fördert. 


Das Rechteck hat zwei lange Seiten, die statische Schwachstellen sind gegen Einwirkung von Außen. Das Quadrat ist, der Kreisform nahestehend, ungleich widerstandsfähiger. Ich stelle an mir selbst fest, dass ich mich im quadratischen Bildformat wörtlich "geerdeter" fühle als sogar im Querformat, das im englischen Sprachraum nicht zufällig "Landscape" heißt.


Unprätentiöse Zurückhaltung 

Die Serie „Homage to the Square“ des Bauhaus-Künstlers Josef Albers gilt als eines der einflussreichsten abstrakten Werke des 20. Jahrhunderts, das zahllose nachfolgende Künstlerinnen und Künstler geprägt hat. Der Titel der Serie hat jedoch Generationen flüchtig Lesender und Schreibender dazu verleitet, das Quadrat auf den Sockel zu heben und Albers eigentliches Anliegen, das grenzenlose Wunder der Farbe, zu vernachlässigen.


Ein Beitrag des rheinische ART.kulturMagazin bezieht dazu so umfassend und pointiert Stellung, dass ich mich hier auf ein Zitat beschränken kann: "Anders als der Titel suggeriert, ist Homage to the Square keine Huldigung einer geometrischen Form, sondern Feier der Farbe und ihrer unendlichen Variationen. Josef Albers wählte das feststehende quadratische Bildschema wegen seiner kompakten Frontalität, die wie eine Ikone wirkt und dabei zugleich als Form in den Hintergrund tritt". Für den letzten Satz bin ich besonders dankbar, weil er eine weitere wesentliche Eigenschaft des Quadrates auf den Punkt bringt: Dessen unprätentiöse Zurückhaltung.

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