Kollektivierung
Ein einzelnes Farbquadrat ist ein geschlossenes Format, es verbleibt in seiner Binnenfläche, auch wenn es in seine Umgebung ausstrahlen mag oder etwa durch die Platzierung an für Werkschauen unerwarteten Stellen Störungen der tradierten Kunstrezeption provoziert, einen erweiterten Bildraum schafft.
Die aktive, gestaltende Natur der Quadrate wird erst dann richtig sichtbar, wenn sie sich als Gruppe von der Begrenzung des bildtragenden Formates lösen und in den Raum streben. Monochrome Quadrate, die sich frei platzieren und ihre Kraft entfalten dürfen, streben ins Außen. Sie sind damit das sozialste, das kollektivste aller Bildformate. Sie können als Gruppe, sogar als Schwarm agieren, mit allem im Raum Befindlichen kommunizieren und damit den Raum selbst zum Werk transformieren.
Die Grenzen des Objekts auflösen
Die Farbquadrate von Andreas Karl Schulze bewegen sich in unterschiedlichsten Gruppierungen auf den Fassaden und Innenwänden von Gebäuden. Sie reichen in den sie umgebenden Raum und reagieren damit auf dessen Architektur, dessen Inneneinrichtung und sogar auf dessen höchst individuelle soziale Befüllung.
Semantische DNA
Meine ersten Pixel, Farbquadrate von 20 x 20 cm, haben sich immer auf das semantische Erbe eines großen Mutterbildes bezogen. Lebende Zitate, die immer noch zum Bild gehörten, auch wenn sie es bereits überwunden hatten. Später suchten sie in Ausstellungen den Dialog mit den Werken anderer Künstler*innen, inzwischen bewegen sie sich weitgehend autonom im geschlossenen wie auch im öffentlichen Raum. Seit ich entdeckt habe, dass dieser Entwicklungsprozess der Pixel den Phasen eines Menschenleben ähnelt, verstehe ich sie als junge Erwachsene, die ihre Identität und ihren Platz in der Welt suchen.
https://jschnepf.de/pixel-2018.html
Quadrate im Schwarm
Die Keramikkünstlerin Margit Bayer hat im Keramikmuseum Westerwald einen fliegenden Strom aus hunderten schwebender Porzellanquadrate ausgestellt. Das außergewöhnlichste Werk, das ich dort je gesehen habe. Die Exponate im Keramikmuseum sind überwiegend schwer, statisch, geerdet, wie es in der Natur des Materials liegt. Margit Bayer hat es mit ihrer Installation geschafft, den Werkstoff Porzellan von der Schwerkraft zu befreien und in einen dynamischen, nahezu organischen Fluss zu bringen. Die Bewegung der Elemente und das leise Klingen in der Berührung haben den harten Werkstoff zu einem lebenden, kommunizierenden Schwarm transformiert.